Entscheidungs-Helfer: Bringt uns eine Mitarbeiterbefragung weiter?

03.07.2018 | Ziele

Eine Mitarbeiterbefragung durchführen oder nicht? Lesen Sie hier, welche Chancen und Risiken Sie vorher abwägen sollten.

 

Die Mitarbeiterbefragung ist ein besonderes Personalinstrument.

  1.  Erstens hat sie die maximale Reichweite im Unternehmen, sie muss groß angekündigt und durchgezogen werden, sonst scheitert sie schon bei der Beteiligung. Um eine Chance zum Erfolg zu haben, braucht eine Mitarbeiterbefragung vollen Einsatz, sie muss zwangsläufig im Rampenlicht stehen.  
  2.  Zweitens ist eine Mitarbeiterbefragung immer und unweigerlich der Beginn eines Dialogs. Man fragt und dann erhält man Antworten. Und das erfordert immer eine Reaktion, man muss darauf eingehen, Vorschläge annehmen oder ablehnen. Das ist der Kern: Mit einer Mitarbeiterbefragung startet man einen Dialog.

Wenn es gut läuft, dann ist das ein konstruktiver Dialog über wichtige Themen im Unternehmen. Wenn das misslingt oder man den Dialog eigentlich gar nicht will, schadet eine Mitarbeiterbefragung mehr als sie nutzt.  

Welche Vorteile eine Mitarbeiterbefragung für Ihr Unternehmen bietet

Darum lohnt sich ein Check, ob das Instrument „Mitarbeiterbefragung“ Ihr Unternehmen weiterbringt. Konkret: Gelten die Chance-Argumente für Ihr Unternehmen? Oder überwiegen die Risiko-Argumente? Zählen Sie einfach durch.  

Chance-Argument 1: „Ihre Meinung ist uns wichtig!“

Eine Mitarbeiterbefragung ist ein starkes Kooperationsangebot an alle Mitarbeitende. Mit einer Mitarbeiterbefragung sagt man: Wir wollen die Mitarbeitenden einbeziehen, wollen wissen, wie die Dinge im Unternehmen gesehen werden, was gut läuft und was nicht.

Das ist ein kräftiges Signal und Bekenntnis zu einem gemeinsamen Arbeiten an guten Verhältnissen im Betrieb. Man kann eine Mitarbeiterbefragung glaubwürdig nicht durchführen, ohne dies ernsthaft zu wollen. Wenn man aber so denkt, ist eine Mitarbeiterbefragung ein sehr gutes Verfahren.

Wollen Sie das?  

Chance-Argument 2: ZDF (Zahlen, Daten, Fakten)

Eine Mitarbeiterbefragung liefert quantifizierte Ergebniswerte. Es wird in Zahlen übersetzt, was sonst schwer zu greifen ist. Wie gut läuft die Zusammenarbeit in den Teams? Wie gut gelingt es, die Unternehmenswerte im Alltag spürbar zu machen? Davon hat jeder im Unternehmen einen Eindruck.

Aber mit der Mitarbeiterbefragung hat man eine Zahl: 82% Zustimmung oder vielleicht nur 47%. Die Zahl macht einen Sachverhalt klar, der anders kaum einvernehmlich klarzukriegen ist. Man bekommt ein Fundament für das Weiter-Arbeiten an diesen Themen. Und bei einer Wiederholung der Mitarbeiterbefragung kann man überprüfen, ob man vorangekommen ist.

Brauchen Sie das jetzt?  

Chance-Argument 3: Die Breitenwirkung

Mit einer Mitarbeiterbefragung erreicht man (mehr oder weniger) alle Mitarbeitende. Man ist nicht abhängig davon, ob die Kommunikation in der Hierarchiekette funktioniert oder sich nur die Personengruppen zu Wort melden, die das auch sonst tun. Auch die „Stillen im Lande“ können sich mitteilen. Es ist tatsächlich ein unternehmensweiter Dialog.

Legen Sie jetzt darauf Wert?  

Chance-Argument 4: Der Projekt-Charakter

Eine Mitarbeiterbefragung wird als Projekt organisiert und durchgeführt. Man kann also die Spielregeln definieren, nach denen der Dialog zwischen Unternehmen und Belegschaft geführt wird. Welche Themen kommen in den Fragebogen? Wie werden die Ergebnisse mitgeteilt und bearbeitet? Mit welchem Zeitplan? Das bietet in gewissem Umfang „beherrschte Prozesse“, man kann ein wildes Durcheinander von Themen und Anliegen vermeiden und auch den Aufwand steuern.

Ist das für Sie jetzt nützlich?  

Vorteile und Risiken gibt es nur im Doppelpack

Die Plan- und Steuerbarkeit einer Mitarbeiterbefragung bezieht sich allerdings nur auf die Spielregeln im Ablauf, nicht auf das Ergebnis der Mitarbeiterbefragung. Und das führt zu den Risiko-Argumenten.  

Risiko-Argument 1: Die Ungewissheit der Ergebnisse

Insbesondere wenn man erstmalig eine Mitarbeiterbefragung durchführt, ist das Ergebnis ungewiss. Sind wir so (gut), wie wir denken? Welche Themen kommen auf? Wecken wir nicht Begehrlichkeiten, die wir gar nicht erfüllen können?

Ungewissheit ist etwas, was man lieber vermeidet. Bei einer Mitarbeiterbefragung ist das nicht möglich.

Sind Sie dazu bereit?  

Risiko-Argument 2: Bewährungsprobe „Mut zur Wahrheit“

Eine Mitarbeiterbefragung konfrontiert das Unternehmen als Ganzes, einzelne Bereiche oder Verantwortliche mit erfreulichen, aber vielleicht auch mit unangenehmen Wahrheiten. Die Herausforderung liegt natürlich bei den unangenehmen Wahrheiten. Sich ihnen zu stellen, erfordert vor allem bei Leitungskräften Mut und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung.

Wenn man dies aufbringt, hat das fast immer eine positive Motivationswirkung – selbst bei niedrigen Ergebniswerten. Denn wenn man offen anerkennt, was nicht gut läuft, trifft man die Erwartungen viele Mitarbeitende: Jetzt wird Klartext gesprochen, ohne falsche Rücksichtnahmen. Danach sind viele (wieder) bereit, sich für Verbesserungen zu engagieren. Ohne diesen Mut zum Wahrheit landet man mit der Mitarbeiterbefragung in einer Sackgasse. 

Gibt es diesen Mut zur Wahrheit?  

Risiko-Argument 3: Wer A sagt, muss auch B sagen

Wenn man erstmalig eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt hat, ist eine Einladung zum innerbetrieblichen Dialog ergangen (siehe Chance-Argument 1). Damit verbinden die Mitarbeitenden natürlich, dass erstens mit den Ergebnissen etwas gemacht wird (Folgeprozess) und zweitens, dass dies keine Einmal-Aktion ist.

Wenn man also mit einer Mitarbeiterbefragung den Dialog eröffnet hat, muss man ihn in irgendeiner Weise fortsetzen. Das ist z. B. eine Folge-Befragung nach ein oder zwei Jahren oder auch andere Dialog-Formate im Unternehmen. Aber man kann ohne Einbuße an Glaubwürdigkeit nicht zurück hinter den Zustand vor der ersten Mitarbeiterbefragung.

Sind Sie dazu entschlossen?  

Risiko-Argument 4: Kosten und Aufwand

Das Projekt „Mitarbeiterbefragung“ kostet Geld und Arbeitszeit bei Projektverantwortlichen, Führungskräften und Teams. Das ist ein Investment, das begründet sein will. In klassischer Weise geht das leider nicht. Ein Wirksamkeitsnachweis für Mitarbeiterbefragungen im Sinne von „X Tausend Euro führen zu Y% Produktivitätssteigerung“ ist verschiedentlich versucht worden, aber am Ende nicht gelungen.

Es ist letztlich die Überzeugung, dass die Förderung des innerbetrieblichen Dialoges wertvoll ist, der das Budget für eine Mitarbeiterbefragung begründet. Haben Sie diese Überzeugung?  

Ihr Fazit: Jede Entscheidung ist richtig.

Wenn für Sie die Chancen die Risiken überwiegen, ist eine Mitarbeiterbefragung ein sehr gutes Instrument für Sie. Wenn nicht, sollten Sie mit einer Mitarbeiterbefragung noch etwas warten. Beides ist eine gute Entscheidung.